Die Thematik könnte aktueller nicht sein; Feindlichkeit und Gewalt gegen Ausländer und die oftmals zu konstatierende Hilflosigkeit und Ohnmacht der deutschen Justiz. Mit „Auch Deutsche unter den Opfern“ zeigt das Theater am Wall am 11.11. um 20.00 Uhr in einer Inszenierung des Stadttheaters Münster ein Rechercheprojekt des türkischen Bühnenautors und Mediziners Tugsal Mogul.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der NSU-Prozess gegen Beate Zschäpe. Neun Ausländer, vorwiegend türkischer Abstammung, liegen erschossen in ihren Imbissbuden, Blumenläden und Internet-Cafés - deutschlandweit. Was ist passiert? Türkenmafia? Familientragödien? Oder vielleicht doch Rechtsextremismus? Was wie ein grausames Ratespiel anmutet, ist bittere Realität. Nach der unaufgeklärten Mordserie von 2000 bis 2006 wurde im November 2011 der NSU aufgedeckt, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatten sich getötet, Beate Zschäpe sich der Polizei gestellt. Seit Mai 2013 wird ihr und vier weiteren Angeklagten am Oberlandesgericht München der Prozess gemacht – der größte Strafprozess in Deutschland seit der Wiedervereinigung. Nicht nur das Gericht, sondern auch diverse Untersuchungsausschüsse bemühen sich um Aufklärung des Falls. Doch mit welchem Erfolg?
Tu?sal Mo?ul, der übrigens im nahen Beckum aufgewachsen ist, führt dem Zuschauer in einer unter die Haut gehenden Folge von Spielszenen und Informationen über verschiedene Medienkanäle äußerst eindringlich vor Augen, wie unfähig oder hilflos die deutsche Justiz und die Öffentlichkeit mit der Problematik umgegangen ist. Vor allem wird deutlich, wie falsch es ist, die Vorgänge als Taten von Einzelgängern abzutun.
Ein zeitgenössisches Stück also, das sicherlich beim Zuschauer Fragen aufwirft und das Bedürfnis auslöst, anschließend darüber reden zu wollen. Zumal das Stück wegen seiner dramaturgischen Dichte ohne Pause gespielt wird. „Umso mehr freuen wir uns, dass Tu?sal Mo?ul nach der Aufführung zu einer Nachbesprechung ins Dachtheater kommen wird“, macht Clemens Wallmeier, Vorsitzender des Theater am Wall e.V. und Mitglied der Programmkommission deutlich.
Die Inszenierung des Theater Münster hat inzwischen bundesweit großes Interesse gefunden. Sie wurde u.a. zu den Autorentheatertagen in Berlin vom 13.-27. Juni eingeladen (Hagen und Münster waren die einzigen "kleinen" Häuser, sonst das Burgtheater, Schauspielhaus Zürich usw.) Der Berliner Tagesspiegel nennt in einer zusammenfassenden Besprechung Tu?sal Mogul eine „echte Entdeckung“, fand das Stück „am beeindruckendsten“ und urteilt, dass es seit Jahren „kein Dokumentarstück von so wütender Dringlichkeit“ gegeben habe.
Karten sind zu Preisen von 21,00 €, 19,00 € und 13,00 € im Vorverkauf oder an der Abendkasse des Theater am Wall erhältlich. Die Abendkasse öffnet am Veranstaltungstag um 19.15 Uhr. Schüler, Studenten und weitere Ermäßigungsberechtigte erhalten einen Rabatt von 50% auf den Kartenpreis. Darüber hinaus sind die Karten von zu Hause auch online buchbar. Hierfür fallen jedoch über den Kartenpreis hinaus gesonderte Gebühren an.
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